Tag 17+18: Mount Pirongia

Heute nehme ich euch auf ein Abenteuer mit! 

Als ich in Te Awamutu angekommen bin, wurde ich ja von John zu Rowena gebracht. Wir haben während der Fahrt über alles mögliche geredet. Unter anderem konnten unterwegs  Mount Pirongia sehen, ein ehemaliger Vulkan über den man rüber gehen kann. 1000 Meter hoch. Da ich so oder so wandern gehen wollte habe ich ein paar Tage später Rowena gefragt ob wir das irgendwie mit arbeiten hinkriegen würden, das ich einen Tag mal mehr mache und dafür dann einen Tag frei kriege. Sie war zwar am Anfang über meine Pläne etwas erstaunt, aber meinte ich könnte das einfach so machen und sie würde mich sogar zum Anfang des Tracks bringen. Jackpot! Also habe ich geschaut, welchen Track ich nehmen möchte, ich wollte auf jeden Fall ganz hoch. Wenn schon Berg, dann richtig. 

Laut rehnet man I-Sites und DoC für eine Tour Minimum 4 Stunden. Wahrscheinlich würde ich länger als das laufen und ich wollte ja auch Aussichten genießen. Auf dem Berg gibt es eine Hütte, also war schnell klar: es wird eine 2 Tages Tour. 

Rowena hat mir ihren Schlafsack angeboten, da man für die Hütte einen braucht. überraschenderweise habe ich mir dann in Auckland einen eigenen gekauft.

Nach einigen Recherchen sollte es der Mahaukura track werden. Unterwegs einige Aussichtspunkte und dauert nicht zu lange. Außerdem nicht zu weit weg, da Rowena mich ja bringen wollte und danach noch zu einer Freundin musste. 

Also gings am Freitag vergleichsweise früh richtung Pirongia und in den Nationalpark rein. Ich hatte meinen großen Backpack gepackt, der kleine wäre einfach zu klein gewewen. Essen war vorgesorgt, viel Trinken, Schlafsack, da ich keinen Platz garantiert in der Hütte bekomme die Isonatte, wetterfeste Kleidung, Sonnencreme und alles mögliche was man sonst noch so eventuell braucht/brauchen könnte. Mein Backback war so am Ende recht schwer, nicht zu schwer, das auf keinen fall, aber halt schwer. Nach einem kurzen Trip in den Supermarkt ging es dann los.

Rowena war fast schon neidisch, weil der Busch so schön aussah. 

Am Anfang leichte Steigung, guter Weg und ich war natürlich aufgeregt und habe mich sehr auf den Tag  gefreut. Tiefer in den Busch wurde es dann steiler und steiler. Rowena hatte mich schon vorgewarnt, dass es steil wird und das man an manchen stellen mithilfe von Seilen klettern muss. Ganz ehrlich habe ich diese Seile an manchen Stellen vermisst. Es war mehr klettern als wandern, dabei musste ich mich auf Baumwurzeln verlassen und Steine die teilweise schon etwas lose waren...So ging es immer weiter hoch. Gefühlt stundenlang. Tatsächlich waren es nur 3 oder 4 stunden. Durch den Rucksack war ich natürlich viel schwerer. Mein Körper ist halt nicht so viel Gewicht gewohnt  und das den Berg hoch zu kriegen war nicht ganz so einfach wie gedacht. Es ging die ganze Zeit durch den Busch. Man denkt nach jeder kleinsten kurve man könnte ja mal ein bisshen Aussicht haben, wenigstens ein bisschen, wenigstens eine kleine Belohnung dafür das man sich da hoch kämpft. Aber das wollte und wollte einfach nicht kommen. Irgendwann habe ich dann ständig auf meine Karte geschaut, von einer Höhenlinie zur nächsten...Angefangen habe ich bei knapp 200, Hoch ging es bis 800 Meter über Normalnull für den Anfang. Nach sehr vielen Pausen am Anstieg habe ich da meine erste sehr lange Pause gemacht. Dann gings weiter...weiter hoch...Vor dem nächsten Aussichtpunkt musste ich dann richtig an Felsen hochklettern, das mit gefühlten 20 kilo zusätzlich auf dem Rücken. Tatsächlich war hier dann auch mal eine Kette angebracht. Wurzeln gab es hier nicht mehr und man musste an den Steinen hoch. Würde man direkt danach wieder zurück wollen hätte man da nicht hoch gemusst. Aber mein Track ging genau über den Aussichtspunkt, also kein Entkommen. Dafür wurde ich aber mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. 

Mount Pirongia ist der höchste Berg weit und breit und alles was von unten groß wirkt, wirkt von hier oben klein und man kann meilenweit sehen. Wer sich erinnert, als ich hier den Berg bei Rowena hoch bin konnte ich den Mount Kakepuke sehen. Dieser wirkte von hier oben lächerlich klein. Allein an dieser Aussicht habe ich über 1 Stunde verbracht. Einfach nur wunderschön!!

Der Weg weiter war weniger benutzt als der zuvor (von dem anderen kann man einen kürzeren Rundweg machen, weiter gings für mich nur auf die Hütte, ohne eine Möglichkeit woanders hin zu kommen), so konnte ich zwischendurch immer mal Suchspiele spielen und versuchen den Track zu finden, da der teilweise zugewachsen war. Eigentlich waren an jedem zweiten Baum Trackzeichen, aber an manchen Stellen ging es direkt neben dem Track sehr steil runter und da man am liebsten oben bleiben will, sieht man dann gerne wo genau es lang geht und wo man hin treten kann...

Der Busch war wunderschön. Ab und zu leichter Wind, Vogelgezwitscher als wäre ich im Dschungel. Die Vögel kriegt man jedoch selten zu Gesicht. Man hört manchmal ein Wood-Pigeon über einen hinweg fliegen. Mit etwas Glück guckt man schnell genug hoch und sieht ihn noch, aber das war eher selten. 

Am Fuße des Berges schien mir der Wald noch grüner als ganz oben, dafür ist man oben teilweise unter einem Blätterdach entlang und an den Bäumen war wunderschön das Moos. Ganz oben auf dem Gipfel waren es eher Büsche, der Wald hat sich ständig verändert, nur das man das während des Durchlaufens nie so sehr gemerkt hat und das jetzt erst rückblickend merkt.

Bei jedem Aussichtspunkt habe ich mich gefragt wo der Track den hin führt. Mein tatsächliches Ziel schien immer sehr weit weg. Auf den Bildern sieht man den höchsten Berg, von da aus zur Hütte war es nicht mehr weit. Kurz davor gab es wieder mal einen sehr steilen Anstieg, danach wurde ich verwöhnt mit einem Bretterpfad. Dieser war auch auf Teilen des Rückweges. Übrigens war das auch der Teil meines Weges, der Teil des Te Araroa Pfad ist. Der Wanderweg der einmal vom Norden in den Süden geht.

Als ich in der Hütte angekommen bin habe ich einige Leute getroffen die genau den abwandern. Eigentlich alle bis auf einer der oben für den Nationalpark arbeitet. Erstmal war ich sehr verwirrt als ich angekommen bin, weil ich bisher nur die Schweizer Hütten mit Hüttenwart und allem drum herum kenne. Hier kommt man erstmal in einen Raum rein, wo sich ganz viele Leute schon munter unterhalten. Das Geld tut man in eine Art Spardose die an der Wand hängt, das überprüft niemand. Und man konnte sich eine Matratze aussuchen und die dann zu dem Bett was man haben will hintragen. Ohne Bettzeug und alles. Fünf Dollar für eine Matratze, ein Dach überm Kopf und ein Plumsklo. Wildcampen ist übrigens verboten in Neuseeland. Man muss unter anderem eine Toilette in der Nähe haben.

Alle Leute waren total freundlich un kamen von überall: Österreich, Schweden, Australien, Frankreich, Amerika und ein einziger Neuseeländer war auch da (der, der da oben gearbeitet hat).

Auch wenn die sich meistens über den TA unterhalten haben und generell alles was mit so einer langen Wanderung in Verbindung steht, gab es immer irgendwas oder irgendjemand mit dem ich (mit)reden konnte. Und ansonsten habe ich einfach nur zugehört und gelernt was zu so einer Wanderung alles dazu gehört.

Am Anfang bin ich bei strahlendem Sonnenschein los gegangen. Oben auf dem Gipfel sind dann die Wolken über die Berge geschwappt und es ist langsam zugezogen. Von der Hütte konnte man das auch sehen, die Nacht war jedoch klar und man konnte die Sterne sehen. Da da so ziemlich nichts ist, ist halt ein Nationalpark, konnte man besonders viele sehen.

Die anderen Wanderer sind am morgen früh weiter, ich hatte ja Zeit und bin mit meinem mitgebrachtem Frühstück auf den Gipfel gegangen. Dieser ist gerade mal 30 Minuten von der Hütte entfernt. 

Mich von der Aussicht los zu reisen war schwer, aber am Ende habe ich es dann geschafft. Zurück ging es über den Hihikiwi Track. Wie beim Hinweg auch, Hoch dann wieder Runter, dann nochmal Hoch und Runter...und das so lange bis man irgendwann ganz unten angekommen ist. Dieser Track war auch Teil des Te Araroa und sehr gut benutzt. Deswegen auch deutlich matschiger. Aber auch hier habe ich niemanden getroffen...Eigentlich habe ich nur 3 Leute getroffen und die, die in der Hütte übernachtet haben.

 

Ich habe, trotz der Anstrengung, jede einzelne Sekunde auf dieser Wanderung genossen. Die Einsamkeit im Wald und die Ruhe. Die Zeit zum Nachdenken genutzt und die Freiheit genossen einfach alles so zu machen wie ich es will. 

Im Moment habe ich so viel Glück. Mit Rowena und meinem ersten Wwoofing Job hätte ich es nicht besser treffen können, alle die ich bisher getroffen habe sind super freundlich. 

Gerade bin ich einfach nur glücklich und wüsste nichts was ich mir noch wünschen könnte! Ich weiß das muss ich geniessen bevor ich hart arbeiten muss und Heimweh wieder schlimmer wird.